Rundbrief 2 / 2019

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

wie immer haben wir einige spannende Informationen für Sie und Euch parat: Dieses Mal geht es an verschiedenen Stellen um Tailings-Dämme und die Sanierung von stillgelegten Minen, was besonders in Afrika einige Sorgen bereitet.

Eine positive Überraschung kommt aus Kirgistan; dort hat der Präsident Anfang Juli ein Verbot von Uranbergbau und -exploration ausgesprochen! Das zeigt, wie wichtig Proteste sind. Dass diese wirken, wird auch an der spanischen Retortillo-Mine deutlich, deren Realisierung in immer weitere Ferne rückt.

Internationale Vernetzung wie beim Anti-Atom-Weltsozialforum Ende Mai, im August Döbeln oder bei der Gegenkonferenz zur IAEA im Oktober bleibt wichtiger Bestandteil für erfolgreichen Widerstand. Nicht nur das Sichtbarmachen der Gefahren, auch der Austausch von Strategien und Informationen sind unabdingbar, um die Uran- und Atomwirtschaft langfristig niederzuringen.

Besonders freuen wir uns, Ihnen und Euch unseren Uranfilm (III.1.) und den im September erscheinenden Uranatlas (III.4.) ankündigen zu können.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen und Euch

das Team von uranium-network.org

Inhalt

I. Aktuelles rund um den Uranbergbau

1. Neueste Entwicklungen im Bereich Uranbergbau

2. Sanierung alter Minen in Afrika: Fehlanzeige

3. USA: Keine Quote für US-Uran, aber…

4. Deutschland: Auch AKW-Betreiber wollen keine Verlängerung

II. Unsere Projekte

1. Bericht: Anti-Atom Weltsozialforum in Madrid

2. Mauretanien: Neue Mine soll eröffnen

3. Tanzania: Aufklärung zu Strahlenschutzgesetzen, Neues zum Selous Game Reserve

4. Spanien: Viel Rhetorik, wenig dahinter

III. Ankündigungen

1. Film zur grundlegenden Aufklärung der Gefahren von Uran

2. Sommerakademie zu Atommüll in Wolfenbüttel im August

3. Internationales Anti-Atom-Sommercamp in Döbeln Mitte August

4. Publikation: Uranatlas mit Launch in Berlin und München

5. Gegenkonferenz zum IAEA-Treffen in Wien im Oktober

IV. Mehr zu uranium-network.org

I. Aktuelles rund um den Uranbergbau

1. Neueste Entwicklungen im Bereich Uranbergbau

In den letzten Monaten hat sich einiges im Uranbergbau getan, insbesondere der Verkauf von Minen oder ihre Stillegung – verbunden mit Fragen zum Umgang mit Altlasten. So wird die australische Ranger-Mine, die in der Weltkulturerbestätte Kakadu Nationalpark liegt, nach knapp 40 Jahren stillgelegt. Der Produktionszeitraum war ständig von Widerstand, insbesondere der in der Umgebung lebenden indigenen Gesellschaft der Mirrar, begleitet.
Es liegt zwar ein
Sanierungsvorhaben vor, das jedoch wurde von der Australian Conservation Foundation in Zusammenarbeit mit der University of Sydney in einem eigenen Bericht kritisch beleuchtet. Die Zivilgesellschaft drängt auf einen transparenten Prozess, damit die Ranger-Mine nicht wie so viele andere nur schlecht rehabilitiert bleibt. Der Bericht kritisiert fehlende Daten, mangelnde Klarheit regulatorischer Richtlinien sowie Unsicherheit hinsichtlich der derzeitigen und künftigen Finanzierung der Sanierung. So wurde im Dezember 2018 bekannt, dass die Rehabilitationskosten um ca. 60 Prozent höher lägen als bisher gedacht – wobei nur die Hälfte der potenziellen Kosten bisher gedeckt ist. Die Erfahrung der Wismut zeigt, dass die Kosten letztlich immer höher werden als angenommen; damit wäre die Finanzierungslücke noch größer. Rio Tinto hat zwar zugesichert, einen Teil zu übernehmen – dennoch bleibt ungeklärt, wie die Gesamtsumme gedeckt wird. (Siehe zum Thema Sanierung auch: I.3.)

Wenn auch nicht mit der Schließung von Uranminen, so ist die brasilianische Gemeinde Pouso Alegre nach dem Dammbruch der Eisenerzmine Córrego do Feijão mit der Frage der Sicherheit ihrer Tailings-Dämme beschäftigt. In Folge der so genannten Brumadinho-Katastrophe im Januar schickte die regionale Staatsanwaltschaft der Nationalen Atomenergiekommission (CNEN) und dem brasilianischen Staatsunternehmen Indústrias nucleares do Brasil (INB) eine Anpassungsvereinbarung mit dem Ziel, dass häufigere Kontrollen durch die CNEN stattfinden. Weitere darin vereinbarte Maßnahmen sind u.a. ein neues Monitoringsystem der Dämme, mehr Fortbildung für Mitarbeiter*innen, sowie die Einführung vom Warnsystemen und von Evakuationsplänen für die nahegelegenen Gemeinden (der Artikel hier auf brasilianisch).

Weniger mit der Schließung oder der Überprüfung der Tailings-Dämme, als vielmehr mit der Neueröffnung von Uranminen ist nicht nur Mauretanien beschäftigt (siehe I.4.). In Indien sollen 13 neue Uranminen eröffnen, um die Produktion aufs Vierfache zu steigern. Erste Bestätigungen hat der Staatskonzern Uranium Corporation of India (UCIL) bereits bekommen; nun werden detaillierte Projektberichte angefertigt, um daraufhin die Finanzierung abzuklären. Das kann noch ca. sieben Jahre dauern. Bis 2031/32 soll sich die Produktion um das Zehnfache erhöhen. Allerdings fehlt es an Transparenz, wie hoch die Produktion bereits ist.

Nicht nur die führt zu Unzufriedenheit. Diese herrscht auch unter Angestellten der UCIL. Nach Massenstreiks im Herbst 2016 legten nun am 10. Juni mehr als 4.000 Angestellte in allen sieben von UCIL betriebenen Minen die Produktion lahm, um höhere Löhne zu bekommen. Sechs Tage später wurde der Streik beendet, nachdem Angestellte und Unternehmensmanager*innen einen Lohnkompromiss ausgehandelt hatten.

Demonstrationen gab es auch in Kirgistan, allerdings für einen Bann von Uranbergbau. Ende April, Anfang Mai protestierten mehrfach hierfür mehr als 300 Personen in Bishkek. Das trug zu der Entscheidung von Premierminister Muhamedkaliy Abilgaziyev Anfang Juli bei, Exploration und Bergbau zu verbieten. Im Vorfeld dazu hatte es Demonstrationen gegen den Abbau des Tash-Bulaksky Uranvorkommens gegeben, der u.a. den riesigen See Issyk-Kul, ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat, gefährdet hätte. Bereits Anfang Mai hatte die Vereinigung von Bergleuten und Geolog*innen einen Bann begrüßt, einen Monat später beschloss das Parlament ein derartiges Gesetz. Zuvor hatte die Regierung 20 Prospektions- und Erkundungslizenzen vergeben. Der jetzige Bann kann dazu führen, dass der Staat von den Unternehmen auf Entschädigung verklagt wird.

Die Bann-Frage hält die USA weiterhin auf Trab. So hatte die US-Justizbehörde den Oberster Gerichtshof im April 2018 dazu aufgerufen, Virginias Uran-Bergbau-Moratorium zu kippen. Nachdem das Gericht kurz darauf die Berufung zugelassen hatte, entschied es nun im Juni, dass das Uranbergbau-Moratorium rechtmäßig ist. Damit bestätigte das Supreme Court, was bereits verschiedene andere niedrigere Gerichte für richtig befunden hatten.

Währenddessen wird für die Region des Grand Canyon weiter um einen Uranbergbau-Bann gerungen. Ein Bündnis mehrerer indigener und Umweltschutz-Gruppen forderte das Parlament auf, heiliges Land und natürliche Ressourcen zu schützen. Sie brachten eine Gesetzesinitiative ein, den von der Obama-Regierung für 20 Jahre verhängten Bann in Gesetzesform zu einem permanenten Verbot von Uranbergbau für über eine Million Hektar rund um den Grand Canyon zu machen. Mitte Juli stimmte der Ausschuss für Natürliche Ressourcen der Initiative zu und wehrte damit verschiedene Anträge von republikanischer Seite ab.

2. Sanierung alter Minen in Afrika: Fehlanzeige

Ein ähnliches, vermutlich schlimmeres Szenario, droht der Kayelekera-Mine in Malawi. Paladin verkaufte kürzlich seinen Anteil von 85 Prozent an das unbekannte Unternehmen Hylea Metals. Damit bekommt Paladin zugleich Anleihen im Wert von rund 10 Millionen US-Dollar zurück, die es in für die Sanierung der Mine angelegt hatte – und entzieht sich jeglicher Verantwortung. Seit 2014 ist die Mine eingemottet, weil sich beim derzeitigen Uranpreis die Produktion nicht lohnt. Fraglich ist, wodurch sich das neue Unternehmen Profite erhofft. Hylea Metals ist ein so genanntes „Juniorunternehmen“, was eigentlich im Abbau von Kobalt und Nickel aktiv ist. Dagegen plant Paladin, mit den gesparten Ausgaben und den Verkaufseinnahmen die namibische Mine Langer Heinrich wieder anzukurbeln.

Die Frage der Sanierung ist nach der wahrscheinlichen Schließung der nigrischen Akouta-Mine währenddessen völlig ungeklärt. Auch wenn Orano (früher Areva) die Regierung Nigers noch nicht formal informiert hat, plant das Unternehmen aufgrund des anhaltend niedrigen Uranpreises anscheinend eine Stilllegung der Mine. Die Zivilgesellschaft in Arlit fordert eine parlamentarische Untersuchung, um die ökologischen Folgen des 45 Jahre währenden Uranabbaus abzuschätzen. Zudem sieht sie die Entlassung von 1.000 Arbeiter*innen als Problem, ebenso wie die künftig ausbleibenden Kommunalsteuern. Da neben der Akouta-Mine nur die Uranminen des Unternehmens Somaïr die einzigen formalen Arbeitsplätze der Region bieten, hat die Schließung Ersterer weitreichende Konsequenzen für die dort lebende Bevölkerung der Region.

Derweil gibt es für die Rössing-Mine in Namibia einen Fonds, um die hohen Kosten für die Schließung der Mine aufzufangen. Doch dieser beinhaltet mit 58 Mio US-Dollar nur knapp 54 Prozent des notwendigen geschätzten Betrags von 108 Millionen US-Dollar für die Sanierung. Mit dem Verkauf der Anteile von 68,62 Prozent an China National Uranium Corporation hat Rio Tinto die Schließung der Mine vermutlich um ein paar Jahr hinausgezögert. Nach der Bestätigung des namibischen Kartellamts wird CNUC nun größte Anteilseignerin. Das Unternehmen Rössing sicherte zu, in den Jahren bis zur voraussichtlichen Schließung des Bergwerks im Jahr 2025 weitere Beträge in den Sanierungsfonds einzubezahlen, damit er die erforderliche Höhe erreicht.

3. USA: Keine Quote für US-Uran, aber…

Die zwei US-amerikanischen Uranfirmen Ur-Energy und Energy Fuels hatten im letzten Jahr die so genannte Section 232 Investigation initiiert. Damit wollten sie ihr Ziel, Uran als strategisch wichtiges Material für die Sicherheit der USA zu klassifizieren, durchsetzen. Sie forderten so, dass 25 Prozent des in den USA genutzten Urans aus dem Staat selbst kommen müsse. Damit sollte der heimische Uranmarkt gestärkt werden, da AKW-Betreiber*innen unabhängig vom Preis ein Viertel des benötigten Urans aus den USA kaufen müssten.

Nun liegt eine Entscheidung von Präsident Donald Trump vor: Es wird zunächst weder Importzölle noch eine Quote für die Nutzung von US-amerikanischem Uran geben. Stattdessen aber soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die in den kommenden drei Monaten Empfehlungen hinsichtlich der gesamten Brennstoffkette ausspricht. Dies könnte Fragen hinsichtlich Urananreicherungsanlagen aufwerfen – denn bisher hat die USA keine derartigen Anlagen. Ohne Zweifel will Trump jedoch die heimische Uran- und Atomindustrie ankurbeln.

4. Deutschland: Auch AKW-Betreiber wollen keine Verlängerung

Nachdem Anfang Juni einige Politiker*innen von CDU und CSU gemeinsam mit dem VW-Chef eine Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke in Deutschland forderten, sprachen sich Eon, RWE und EnBW dagegen aus. Die Betreiberfirmen führen an, dass sie seit dem Beschluss 2011 einen Rückbauplan verfolgen, den sie nun nicht mehr aufgeben wollen. Zudem wollen sie den breiten gesellschaftlichen Konsens, aus der Atomkraft auszusteigen, nicht anfechten.

Die Befürworter*innen argumentierten, dass eine verlängerte Laufzeit über 2022 hinaus einen schnelleren Kohleausstieg ermögliche – ein gefährliches Argument, das neben der Frage nach der Reaktorsicherheit die Gefahren und Folgen des Uranbergbaus, der -aufbereitung, des -transports, wie des Atommülls außen vor lässt. Auch die Reaktionen anderer Politiker*innen nehmen diese Dimension von Atomkraft nicht in den Blick, obwohl Deutschland mit der fortlaufenden Sanierung der Wismut selbst mit den durch Bergbau verursachten Problemen zu kämpfen hat.

Die Kampagne Don’t Nuke the Climate hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, dies zu ändern.

II. Unsere Aktivitäten

1. Bericht: Anti-Atom-Weltsozialforum in Madrid

Ende Mai fand in Madrid das diesjährige Anti-Atom-Weltsozialforum statt. Mehr als hundert Aktivist*innen trafen sich, um sich über die zivile und militärische Atomsituation auszutauschen. Die verschiedenen Dimensionen Bergbau, Endlagerung, AKWs und Waffen spielten in den Diskussionen eine große Rolle. Das Ziel des Treffens war neben der Vernetzung, internationale Solidarität im Kampf gegen den atomaren Albtraum aufzubauen und zu stärken. Teil dessen ist die Forderung eines weltweiten Atomausstiegs. Für uns war Günter Hermeyer vor Ort. Ein ausführlicherer Bericht findet sich auf Englisch auf unserer Webseite.

2. Mauretanien: Neue Mine soll eröffnen

Wie wir im letzten Rundbrief berichteten, soll in Mauretanien die erste Uranmine eröffnen. Die Regierung hat der australischen Firma Aura Energy Ende 2018 die nötige Lizenz für das Tiris-Projekt ausgestellt. Das Unternehmen ist vor allem in den Gebieten Exploration, Entwicklung und Evaluation von Mineralien in Schweden und Mauretanien aktiv. Die Mine soll bereits 2020 eröffnen und neben Uran auch Vanadium abbauen. Aura Energy ist derzeit dabei, Investoren zu suchen, die das Projekt mit insg. 1,2 Millionen australischen Dollar unterstützen.

Im Januar 2019 schloss Aura Energy einen Abnahmevertrag mit Curzon Uranium Trading, dem ein Teil des abgebauten Urans über sieben Jahre zu einem Festpreis von 44US$ verkauft werden soll. Das ist lukrativ; der derzeitige Uranpreis liegt bei rund 30US$. Allerdings ist Curzon in der Vergangenheit durch Spekulationen aufgefallen, ebenso wie durch hohe Schulden. Es bleibt auch unklar, was Curzon mit dem teuer eingekauften Uran anfangenw ill. Die Vorläuferfirma, Interalloys, hatte zudem einen Abnahmevertrag mit dem Unternehmen Berkeley, das immernoch daran glaubt, in Spanien die Retortillo-Mine zu eröffnen (siehe II.4.). Dieser ist ebenso mehrfach aufgrund von Spekulation in die Kritik geraten, was die Seriosität des Vertrags zwischen Curzon und Aura Energy in noch schlechterem Licht erscheinen lässt.

Doch auch der anvisierte Wasserverbrauch ist höchstproblematisch. Denn das geplante Abbaugebiet liegt nahe der Grenze zu Mali und Algerien im Nordwesten des Landes in einer Wüstenregion. Der Wasserverbrauch für den Bergbau wird allerdings auf bis zu 2.750m3 Wasser pro Tag geschätzt. Geplant ist, dieses aus „fossilen“ Grundwasservorkommen zu holen, da die flachen örtlichen Brunnen keineswegs ausreichen. Der enorme Wasserverbrauch und die Gefahr der radioaktiven Kontamination hätten schwerwiegende Folgen für Menschen und Tiere der Region.

Desweiteren wirft der Abtransport des gewonnenen Yellowcakes Fragezeichen auf. Dieser müsste über die Häfen Nouadhibou oder Nouakchott abgewickelt werden, die aber beide keine so genannte „Class IV License“ für den Transport von radioaktivem Material wie z.B. Yellowcake haben. Unklar ist demnach bislang, wie sich die mauretanische Regierung bzw. Aura Energy den Urantransport vorstellen.

Wir sind derzeit dabei, Kontakt zu Aktivist*innen aufzubauen und weitere Informationen über die Lage vor Ort herauszufinden. Für Hinweise sind wir wie immer dankbar.

3. Tanzania: Aufklärung zu Strahlenschutzgesetzen, Neues zum Selous Game Reserve

In Tanzania ist der Uranbergbau nach wie vor Thema. Zwar ruht das Mkuju River Uranprojekt und wird erst bei einem deutlich höheren Uranpreis wieder wirtschaftlich interessant. Die tanzanische Atombehörde TAEC treibt aber – nach einem kräftigen Rüffel durch die IAEA im Jahr 2015 – neue Gesetzgebung, beispielsweise zu Strahlenschutz, weiter voran.

Dies wird weiterhin von der EU unterstützt. So ist sie bei der Formulierung von Gesetzen und Richtlinien in Bezug auf sicheren Umgang und Transport von Uran involviert. Da es konkret um Urantransporte von Tanzania durch Malawi und Zambia nach Namibia geht, hat die EU in all diesen Ländern ihre Finger bei der Ausformulierung der Gesetzestexte im Spiel. Leider stehen dabei weniger der Schutz von Umwelt oder Bevölkerung vor Strahlengefahren im Vordergrund, sondern der Non-Proliferations-Aspekt: Das Uran soll nicht in die „falschen Hände“ gelangen.

CESOPE, unsere Partnerorganisation in Tanzania, organisierte zunächst einen Workshop mit tanzanischen NGOs zur Neufassung der tanzanischen Strahlenschutzgesetze und (Uran-)Bergbau. In Folge dessen begannen tanzanische Parlamentarier*innen, sich für die Thematik stärker zu interessieren. CESOPE führte daraufhin Mitte Juni für circa 50 Abgeordnete eine Fortbildungsveranstaltung durch, in der ausführlich über die Gefahren von Uranbergbau, Radioaktivität und Strahlenschutz informiert wurde.

Zugleich bleibt unklar, warum der Transport von Yellowcake von Tanzania durch Zambia und Malawi nach Namibia so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, obwohl in Tanzania derzeit – und wohl auf absehbare Zeit hinaus – kein Uran abgebaut werden wird. Eine Antwort dazu findet sich in einem Papier der UN Economic Commission for Europe (UNECE): Dort wird das Mkuju River Uranprojekt explizit (und als einziges) als Uranlieferant für weitere Atomkraftwerke (vorzugsweise Small Modular Reactors) benannt. Das Uran soll in Mkuju River auf „umweltfreundliche“ Art und Weise durch in-situ-leaching gewonnen werden. Weiterhin gehört das Projekt dem Unternehmen UraniumOne, das wiederum letztlich dem russischen Atomministerium gehört und untersteht.

Ganz frisch ist die Ankündigung von Präsident John Magufuli, das Selous Game Reserve in zwei Parks zu unterteilen. Der Nordteil soll zum Nationalpark werden, der andere weiterhin zum Jagen geöffnet sein. Ziel sei es, den Tourismus in der Region weiter zu erhöhen. Anlass der Rede Magufulis war die Grundsteinlegung für den umstrittenen Stiegler’s Gorge Staudamm.

Wie wir regelmäßig berichteten, spricht sich das UNESCO Weltkulturerbekomitee (WHC) gegen den Damm aus. So wies das WHC in seiner kürzlich abgehaltenen jährlichen Sitzung darauf hin, dass das Umweltgutachten keinen internationalen Standards entspreche. Auch habe der Bau begonnen, bevor ein von der Regierung versprochenes strategisches, weiterführendes Umweltgutachten angefertigt wurde. Uns liegen ebenso Informationen vor, dass der Damm kaum seine Höchstleistungen erreichen wird. Eher ist davon auszugehen, dass der Wasserstand des Rufiji, der größte Fluss Tanzanias, darunter leiden wird, was wiederum Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem hat.

Mit der Zweiteilung des Parks verstößt Magufuli eindeutig gegen die Empfehlungen des WHC. Möglicherweise ist das nützlich, um die verschiedenen Explorationslizenzen und Bergbaukonzessionen durchzusetzen.

4. Spanien: Viel Rhetorik, wenig dahinter

Trotz hohler Versprechungen in den Medien, ist das Retortillo-Projekt in Spanien vermutlich so gut wie gescheitert. Das Unternehmen Berkeley Energia verkauft das Uranbergbau-Projekt zwar als „nachhaltig“ mit kaum Auswirkungen auf die Umwelt. Die Aufnahme eines Genehmigungsprozesses hatte Berkeley zuerst erfolgreich beantragt, da das Industrieministerium diesem zugestimmt hatte. Allerdings prüft nun der Nationale Gerichtshof Spaniens, die Audiencia Nacional, dessen Zulässigkeit.

Insofern stehen derzeit, entgegen mancher Aussagen, noch so gut wie alle Teilgenehmigungen aus. Faktisch hat der australische Konzern bislang nur eine einzige Genehmigung: Die der Gemeinde Retortillo für den Bau eines Verwaltungsgebäudes. Zuletzt zog die Kreisbehörde die Erlaubnis, eine Zufahrtstraße zu bauen, wieder zurück.

Darüber hinaus stimmt die Umweltverträglichkeitsstudie nicht mit EU-Recht überein, da durch den Fluss Duero auch Portugal Auswirkungen der geplanten Mine zu spüren bekäme – diese sind aber nicht Teil der Studie. Zwar hatte die Regierung der Provinz Castilla y León die Umweltgenehmigung erteilt. Diese wird nun aber von Umweltaktivist*innen vor dem Spanischen Nationalen Gerichtshof angefochten, weil die Nationalregierung dafür zuständig sein müsste.

Nicht nur stehen also alle Teilgenehmigungen aus und liegt eine Klage vor dem National Gerichtshof, auch hat das Unternehmen massiven Ärger mit privaten Anlieger*innen, die ihre Landrechte verletzt sehen. Bei aller Rhetorik des Unternehmens, den „ökologischen Wert“ der Umwelt durch den Bergbau noch zu steigern, lässt sich doch vermuten, dass die Mine so schnell nicht gebaut wird.

III. Ankündigungen

1. Film zur grundlegenden Aufklärung der Gefahren von Uranbergbau

Derzeit sind wir in der Endproduktion des Filmes „Uranium Mining – What Are We Talking about“, der die grundlegenden Gefahren von Uran erklärt. Die Zielgruppe ist zunächst vor allem das englischsprachige Afrika, wobei wir planen, mindestens auch eine Version auf Kiswahili zu erstellen. Gerade das abstrakte Wirken von Radioaktivität macht es manchmal nicht leicht, die Auswirkungen von Uran und seinen Zerfallsprodukten auf die Gesundheit anschaulich zu erklären. Hier soll der Film eine Lücke schließen und das Metall als zunächst strategisch wichtig für Kriegsführung und später für zivile Nutzung von Atomkraft vorstellen. So spielt neben den Gefahren der Radioaktivität für Mensch und Umwelt auch der wirtschaftliche Zusammenhang eine Rolle. Die Wirtschaftlichkeit der Uranindustrie wird vor allem für den Kontext Afrika kritisch hinterfragt.

2. Sommerakademie zu Atommüll in Wolfenbüttel im August

Vom 6. bis 10. August findet eine Sommerakademie zu Atommüll in Wolfenbüttel statt. Hier wird es vor allem um die Probleme im Umgang mit Atommüll gehen, sowie um die konkreten Möglichkeiten der Lagerung. Die Akademie richtet sich insbesondere an junge Menschen, es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Alle weiteren Informationen finden sich hier.

3. Internationales Anti-Atom-Sommercamp in Döbeln Mitte August

Das Nuclear Heritage Network organisiert vom 12. bis 18. August ein Anti-Atom-Sommercamp in Döbeln. Mit einer Mischung aus Vorträgen, Workshops und Ausflügen bietet das Camp eine Möglichkeit, sich mit anderen Aktivist*innen und Interessierten auszutauschen. Alle Informationen wie auch der Link zur Anmeldung gibt es hier.

4. Publikation: Uranatlas mit Launch in Berlin und München

Am 12. September erscheint der Uranatlas, herausgegeben von der Nuclear Free Future Foundation, dem BUND und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er gibt einen Überblick über weltweiten geschichtlichen und aktuellen Uranbergbau, wirtschaftliche und militärische Zusammenhänge, Fragen zur Sanierung und Endlagerung sowie zur Unwirtschaftlichkeit der Atomenergie. Graphisch anschaulich aufbereitet und mit spannenden Daten und Fakten unterlegt, bietet er eine gute Grundlage, um den weltweiten Kampf gegen Uran zu verstärken.

Der Atlas liegt am 12. September der Le Monde diplomatique bei und kann online z.B. unter www.rosalux.de/uranatlas bestellt oder heruntergeladen werden.

Außerdem wird er am Donnerstag, 12. September in der taz-Kantine in Berlin, sowie am 16. September in München vorgestellt. Dabei wird auch Makoma Lekalakala zugegen sein, eine der Aktivist*innen, die zum Scheitern des Atomdeals in Südafrika beitrug.
Für genauere Informationen am besten in wenigen Wochen online nachschauen.

5. Gegenkonferenz zum IAEA-Treffen in Wien im Oktober

Zum Vormerken ist die „Internationale Konferenz zu Klimawandel und der Rolle von Atomenergie“ der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) vom 7. bis 11. Oktober in Wien. Die IAEA ist ein Akteur, der immer wieder die Nutzung von Atomkraft als Klimaretterin darstellt und Staaten bei der Ausarbeitung ihrer Energieprogramme unterstützen will. Daher ist es besonders wichtig, sich dem entgegenzustellen, das heißt, es wird sicherlich Gegenaktionen geben (dazu bald mehr). Alle Informationen zur Konferenz der Atomlobby gibt es dagegen hier.

IV. Mehr zu uranium-network.org

Website: uranium-network.org

Facebook: facebook.com/UraniumNetwork – hier werden regelmäßig Links zu Veranstaltungen oder Artikeln gepostet.

Internationaler Uranverteiler: Anmeldung über mail@uranium-network.org – mit uranbezogenen Informationen, zumeist auf Englisch.

Für Anmerkungen und Hinweise, sowie Abmeldungen von diesem Rundbrief wendet Euch/wenden Sie sich bitte an: mail@uranium-network.org

Für Spenden – insbesondere für die Arbeit von CESOPE in Tanzania – sind wir sehr dankbar:

Menschenrechte 3000 e.V.; Volksbank Freiburg; IBAN: DE 14 6809 0000 0021 3357 03; BIC: GENODE61FR1

(bei Spenden speziell für CESOPE bitte als Stichwort „CESOPE“ angeben). Wir stellen gerne Spendenbescheinigungen aus – dann ist die Spende von der Steuer absetzbar!