Am Samstag den 24.2.2018 gingen in Salamanca 5000 Menschen auf die Straße. Auch die Vereinigung der ehemaligen Minenarbeiter aus Portugal: Vitimas de Radioactividade ATMU (Associacao dos ex-Trabalhadores Minas de Uranio) waren dabei.
Die australische Firma Berkeley plant zwischen den Gemeinden Villavieja de Yeltes und Retortillo die größte Uranmine Europas. Bis auf 200 m wird die Zone 7 (geplantes Hauptabbaugebiet) an die Schule von Villavieja heranrücken, die laut Berkeley keine wesentlichen Beeinträchtigungen nach sich zieht.
Im Castillia Leon Teil der Zeitung El Mundo erklärt Berkeley „Die Proteste begründen sich auf Desinformation“ und weiter: „Salamanca lebt seit 40 Jahren mit ähnlichen Minenaktivitäten ohne die von den Demonstranten dargestellten negativen Folgen. Weder Umweltschäden oder Niedergang der Viehzucht, Landwirtschaft oder des Tourismus sind eingetreten. Im Gegensatz dazu hat die Minentätigkeit Wohlergehen, Reichtum und unternehmerischen Aufschwung gebracht.“
Schon in den 50er Jahren wurde in der Gegend Uran abgebaut, allerdings in viel kleinerem Maßstab und ohne weitere Verarbeitung vor Ort. Diese fand in Andujar / Cordoba statt. Das Erz wurde per Zug dorthin transportiert. Reste dieser Minentätigkeit finde ich in der Nähe.
Im Gegensatz dazu ist das geplante Vorgehen Berkeleys mit zwei riesigen offenen Tagebauen, einer kilometerlangen Transportanlage für das Erz (Villavieja — Retortillo) und der Verarbeitung (Auswaschen des Urans per Heap Leaching) eine bisher nie dagewesene Dimension des Bergbaus mit immensem Wasserverbrauch und hochtoxischer Belastung von Natur und Mensch. Der Nahe Fluss Yeltes soll dieses Wasser liefern, doch von einem Fluss ist sogar in dieser Jahreszeit (Feb, üblicherweise Hochwasser) nichts mehr zu sehen.
Betrachten wir den Directors Report vom Juni 2017 und die Äußerungen des Managing Director Paul Atherleys auf https://www.berkeleyenergia.com gibt es intensive Fortschritte bei der Einrichtung der Mine. Vor Ort ist von diesen erwähnten Fortschritten ist bisher allerdings nichts zu sehen. Seit meinem letzten Besuch im Juni 2017 Stagnation!
Da wird mit grossen Worten die Ankunft des Hauptbrechers, und die damit einhergehende „Entwicklung“ der Mine von der Entwicklungs- zur Produktionsphase dargestellt. Bisher sehe ich auf dem Berkeley Gelände ein unter Plane verpacktes kleineres Maschinenteil.
Die Aussage: „And we are pouring Concrete“ macht glauben hier seien immense Vorbereitungen zur Installation der Maschinerie im Gange. Den einzigen Concrete habe ich hier entdeckt:
Auch die Aussage: „Employment levels are increasing“ ist nicht nachzuvollziehen. Über eine Leiharbeitsfirma in Retortillio sind nach Bedarf bis zu 30 lokale Arbeiter beschäftigt.
Genehmigungen
Nach wie vor gibt es keine ausreichenden Genehmigungen um mit dem Abbau zu beginnen. Es ist also keineswegs so wie es Mr. Atherley gerne darstellt, dass in naher Zukunft mit dem Abbau begonnen werden kann.
- Die vorläufige Genehmigung für die Konstruktion der Anlage zur Uran-Aufbereitung in Retortillo (Heap leaching) ist durch EQUO Partei und „Ecologistas en Accion“ am staatlichen Gerichtshof (Audiencia Nacional) angefochten.
- Damit ist auch die Umweltverträglichkeitserklärung DIA (Declaracion de Impacto Ambiental) der Landesregierung von Kastillien von 2013 angefochten. Diese enthält eklatante Mängel:- Die Rückstände bei der Uran-Produktion werden nicht als radioaktive Rückstände ersten Grades deklariert, sondern als Material mit natürlicher Radioaktivität (ARD / Norm)
– Das Gutachten des Rates für Nukleare Sicherheit (CSN) von 2013, erarbeitet vor der DIA Kastiliens, beanstandet die von Berkeley vorgelegten Dokumente als unzulänglich. Trotzdem wurde die DIA verabschiedet.
– Die Uran-Aufbereitungsanlage grenzt an geschütztes EU „Red Natura 2000“ Gebiet.
– Grenzüberschreitende Auswirkungen (Portugal) wurden nicht berücksichtigt.
- An provinziellen Instanzen (Comision Territorial de Medio Ambiente y Urbanismo de Salamanca) ist die Genehmigung zur Umqualifizierung von Agrar in Industrieland angefochten und befindet sich in Prüfung.
- Bei der Staatsanwaltschaft Madrid ist eine Klage des WWF wegen Rodung von Steineichen in durch EU geschützem Gebiet anhängig.
- Ebenso ist die Vereinbarung zur Verlegung der Landstrasse SA-322 zwischen Berkeley und der Provinzregierung von Salamanca angefochten. Die angefangenen Arbeiten liegen brach.
- Der erste und einzige von Berkeley bisher ausgehobene Pit wurde ohne Genehmigung ausgehoben.
Entweder der Kommunikationsgraben zwischen der Basis in Retortillo und Herrn Atherley ist ähnlich tief wie der nahe Canyon des Yeltes, oder der Produktionsmanager verschweigt die oben erwähnten Probleme lieber um keine Investoren abzuschrecken.
Neues Ungemach für Berkeley kommt auch aus Portugal. Nachdem die spanische Regierung ihrer Informationspflicht gegenüber dem Nachbarstaat nicht gerecht wurde, fordert dieser jetzt umgehend Aufklärung aller Sachverhalte. Eine Delegation von Vertretern aller politischen Parteien Portugals und Spaniens (es fehlten Vertreter der in Spanien und Kastilien regierenden „Volkspartei“ PP) besuchte am 19.2.2018 zusammen mit Mitgliedern von Stop Uranio und Bürgermeistern von betroffenen Gemeinden die Gemeinde Retortillo um sich vor Ort zu informieren. Die Gemeindevertretung (pro Berkeley) weigerte sich allerdings diese zu empfangen. Zwei Mitglieder der Delegation verfassten einen Beschwerdebrief: Ricardo Sixto Igelsas (Präsident der Komission für Energie, Tourismus und Digitales) und Pedro Soares (Abgeordneter der Portugiesischen Nationalversammlung und Präsident der Kommission für Landrechtsfragen).
Nach dem Besuch forderte Pedro Soares den portugiesischen Umweltminister Matos Fernandes auf sämtliche Hintergründe um die geplante Mine aufzuklären. Dieser forderte mittlerweile ein Treffen mit der spanischen Agrar – und Umweltministerin Garcia Tejerina um die grenzübergreifenden Auswirkungen abzuklären. Matos Fernandes erklärte im Portugiesischen Parlament, dass die spanische Regierung versichere es gäbe noch keine Genehmigung für die Mine. Es gilt außerdem abzuklären inwieweit die Europäischen Richtlinien eingehalten wurden.
Mit EU-Fördergeldern wurden im Verlauf des Yeltes Fischtreppen gebaut, die aber bei dem Ausmaß der geplanten Einleitungen toxischer Stoffe wohl nicht mehr benötigt werden. Oft werden bei einem derartig niedrigen Urangehalt 0,02 % Verfahren (Heap leaching) angewendet, die in ihren Auswirkungen besonders zerstörerisch wirken. Bei diesem Verfahren werden große Haufen aufgeschüttet und mit Schwefelsäure übergossen. Dadurch wird das im Erz enthaltene Uran ausgeschwemmt. Massive Staub, Radongas und Säureemissionen belasten dabei die Umgebung. Nach Abschluss des Prozesses (Monate/ Jahre) muss das Erz gelagert werden, und der Prozess beginnt mit einem neu aufgeschütteten Berg.
Natürlich ist es umso aufwendiger den begehrten Yellowcake herzustellen, je weniger Uran im Erz enthalten ist. Weltweit gehen die „lohnenswerteren“ Uranerzreserven zurück und damit wird die von IAEA propagierte CO2 ärmere Atomenergie absolut unhaltbar. Nachhaltig ist auch hier, wie in allen Uranminen der Welt (und der Atomenergie insgesamt), nur die katastrophale Zerstörung von Natur und Lebensgrundlagen über tausende Jahre!
Die iberische Organisation MIA (Movimiento Iberico Antinuclear) fordert auf der Demonstration in Salamanca ein Ende der Atomkraft und den 100 Prozentigen Ausbau erneuerbaren Energien. Wir schließen uns dieser Forderung an!
Günter Hermeyer (Text & Bilder)
Weitere Info:
https://www.wwf.es/nuestro_trabajo_/especies_y_habitats/stop_uranio/
http://www.dw.com/de/proteststurm-gegen-uranabbau-in-spanien/av-42800964?maca=de-