Ein kurzer Überblick zur Situation in Tanzania.
Vorgeschichte
In Tansania wurden Rohstoffvorkommen bereits während der Kolonialzeit identifiziert, nach dem 2. Weltkrieg auch Uranvorkommen.
Mit dem steigenden Uranpreis wurde der Abbau bisher wirtschaftlich nicht interessanter Vorkommen wirtschaftlich interessant.
Aktuelle Situation
Strahlenschutz- und Umweltgesetzgebung etc.
Für den Umgang mit strahlendem Material ist in Tansania die TAEC (Tanzania Atomic Energy Commission) verantwortlich. Gesetzliche Regelungen fehlen. Die TAEC hat bisher nur Erfahrungen mit Strahlenquellen im medizinischen und wissenschaftlichen Bereich.
Die regionale Bergbaubehörde in Dodoma erklärte auf eine Anfrage von FEMAPO hin, dass es nicht notwendig sei eigene Fachkompetenz zum Uranbergbau aufzubauen, da die Firmen alles notwendige Know-How mitbrächten.
Uranvorkommen
Uranvorkommen wurden in mehreren Regionen von Tansanias festgestellt: vor allem in der Region um Bahi und Manyoni, einer Senke im Zentrum Tansanias etwa 50km von der Hauptstadt Dodoma entfernt und im Süden des Landes Richtung Malawi, wo ähnliche geologische Formationen vorherrschen wie im Nachbarland.
Derzeit ist eine Vielzahl von Explorationsfirmen in diesen beiden Gebieten aktiv und haben sich Explorationsrechte über Tausende von Quadratkilometern gesichert. Weit fortgeschritten sind die Projekte von Uranex NL (Australien) im Feuchtgebiet von Bahi und von Mantra Resources im Süden des Landes. Uranex hat mittlerweile ein Areal im Feuchtgebiet eingezäunt und unternimmt intensive Untersuchungen. Nach Firmenangaben wird der Beginn des kommerziellen Abbaus ab 2010/11 angestrebt.
Besondere Brisanz
Hintergrund:
Massiver Ausbau des Bergbaus in Tansania mitzweifelhaften Folgen: Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, hat einen „Investors Guide“ herausgegeben, in dem alle Rohstoffvorkommen Tansanias genau beschrieben sind.
Der „Investors Guide“ preist die Vorkommen des Landes zur Ausbeutung an – und weist gleichzeitig auf die günstigen Bedingungen wie billige Arbeitskräfte hin. Nach dem Willen der tansanischen Regierung soll der Bergbau zu einer tragenden Säule der Wirtschaft des Landes werden. In Tansania wird bereits in großem Umfang Gold abgebaut. Seit ausländische Investoren ins Land geholt wurden ist Tansania zum drittgrößten Goldexporteur Afrikas aufgestiegen. In der Bevölkerung wächst jedoch Unmut. Die Menschen haben das Gefühl, nicht ausreichend an den Einnahmen beteiligt zu werden, zudem gibt es Berichte über massive Umweltschäden: nachdem infolge starker Regenfälle Rückhaltebecken (tailings) einer Goldmine übergelaufen waren, soll es zu Todesfällen unter Anwohnern und ihrem Vieh gekommen sein. Christliche Kirchen und moslemische Glaubensgemeinschaft haben gemeinsam eine Studie veröffentlicht “A Golden Opportunity – How Tanzania is failing to Benefit from Gold Mining”, aus der hervorgeht, dass nur ca. 10% des Wertes der abgebauten Rohstoffe im Land bleiben und dass das Land und die Bevölkerung kaum von der Ausbeutung ihrer Rohstoffe profitieren (u.a. wegen weitgehender Steuerfreiheit für Bergwerksunternehmen). Während die Industrie dieser Studie vehement widerspricht, entlud sich der Unmut der Anwohner der vom weltgrößten Goldkonzern Barrick betriebenen North Mara Mine Ende 2008 in gewalttätigen Übergriffen, die zu massiven Sachschäden in der Mine und zu einem Todesfall unter den Angreifern führten.
Landrechte: Land gehört den Dörfern gemeinschaftlich.
Die Explorarionslizenzen, die an die Explorationsfirmen der Uranindustrie vergeben wurden umfassen Land das nach dem Village Land Act von 1999 unter der Verwaltung der Dörfer steht. Eingriffe in diesen Gebieten hätten damit nur mit Zustimmung der Dorfregierungen erfolgen, was bisher ignoriert wurde.
Natürliche Bedingungen: verschärftes Gefahrenpotential
Starker Wind während der Trockenzeit und sintflutartige Regenfälle während der Regenzeit erhöhen die Gefahr des Austrags gesundheits- und umweltgefährdender Stoffe; das Gebiet um Bahi wird von einem perennierenden Fluß durchzogen, der für die lokale Bevölkerung von lebenswichtiger Bedeutung ist; er endet im Feuchtgebiet von Bahi, einem Reisanbaugebiet mit überregionaler Bedeutung.
Soziale und ökonomische Bedingungen machen Bevölkerung verwundbar
Die meisten Menschen im ländlichen Tansania sind auf Subsistenzlandwirtschaft angewiesen. Sie hängen direkt von den natürlichen Resourcen wie Acker- und Weideland sowie Wasser ab. Dies trifft in besonderem Maße auf die in der Region beheimateten Wasandawi, einer mit den Buschleuten Südafrikas verwandten indigenen Jäger- und Sammler Ethnie, zu. Die Menschen sind sehr arm und der Bildungsstand ist niedrig. Dies macht sie anfällig gegenüber Versprechen und Täuschungsmanöver von unredlichen regionalen Anführern den internationalen Konzernen, die nur den eigenen Profit im Blick haben.